Thema
- #Film
- #Orientalismus
- #Hulu
- #Samurai
- #Shōgun
Erstellt: 2024-01-31
Erstellt: 2024-01-31 12:21
Shōgun Promo-Art
Die TV-Serie ‚Shogun‘, die als Hulu Original Series produziert wurde, steht kurz vor ihrer Premiere. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Roman von James Clavell und ist eine fiktive Geschichte, die auf historischen Fakten beruht. Allerdings wurden die Taten und Namen der Figuren leicht abgewandelt.
John Blackthorne, gespielt von Cosmo Jarvis, ist ein englischer Seefahrer. Er erleidet im Jahr 1600 Schiffbruch vor der japanischen Küste und wird ein Samurai unter dem japanischen Daimyo ‚Yoshii Toranaga‘, gespielt von Hiroyuki Sanada. John hilft Toranaga, den Bürgerkrieg zu gewinnen, um seinen eigenen Wert in Japan zu beweisen.
'Shōgun' Still
Wer sich mit der Geschichte Ostasiens auskennt, wird feststellen, dass dieser Roman und die TV-Serie auf der wahren Geschichte von Tokugawa Ieyasu und William Adams basieren.
Nach dem Tod von Toyotomi Hideyoshi im Jahr 1598 befanden sich das Toyotomi- und das Tokugawa-Klan in einem Bürgerkrieg. Das Jahr 1600, in dem William Adams in Japan ankommt, ist das Jahr, in dem Tokugawa Ieyasu, das Oberhaupt des Tokugawa-Klans, die Schlacht von Sekigahara gewinnt. Dies läutete die Edo-Zeit in Japan ein.
John Blackthorne, eine Figur, die von William Adams inspiriert wurde
William Adams, der in dieser Zeit in Japan ankam, wurde von den in Japan tätigen katholischen Kräften bedroht, erklärte Tokugawa Ieyasu aber den Unterschied zwischen Katholizismus und Protestantismus. Dies führte später dazu, dass Japan die Beziehungen zu den katholischen Ländern abbrach und nur noch mit den Niederlanden, einem protestantischen Land, in Kontakt stand.
Besonders die Tatsache, dass William Adams ein englischer Samurai war, zieht die Aufmerksamkeit der modernen westlichen Welt auf sich. Er half dem Tokugawa-Klan beim Bau westlicher Segelschiffe. Außerdem vermittelte er Ieyasu verschiedene westliche Wissenschaften. Ieyasu schenkte Adams Land und Leibeigene und machte ihn zu einem Samurai.** Er erhielt auch einen japanischen Namen: **Miura Anjin (三浦按針, Miura Anjin)**.
Toda Mariko (gespielt von Anna Sawai), eine Figur, die von Hosokawa Gracia (細川ガラシャ) inspiriert wurde
Doch die Darstellung Ostasiens aus westlicher Sicht hat den Orientalismus selten überwunden. In westlichen Fernsehserien und Filmen ist Asien ein Ort für geheimnisvolle Abenteuer. Die Protagonisten machen dort geheimnisvolle Erfahrungen oder verlieben sich in exotische Frauen. Deshalb gibt es viele Einstellungen und Szenen, die von der tatsächlichen asiatischen Kultur abweichen.
Ein typisches Beispiel dafür ist ‚Marco Polo‘, eine Netflix Original Serie aus dem Jahr 2014, die Ostasien im 13. Jahrhundert als Fantasy-Welt darstellt. Jia Sidao (賈似道), der Premierminister der südlichen Song-Dynastie, wird als Meister der Kampfkunst dargestellt, und die chinesische Kaiserin wird als Femme fatale gezeichnet. Für asiatische Zuschauer, die mit der Kultur des Konfuzianismus vertraut sind, waren diese Annahmen schwer zu akzeptieren.
Jia Sidao (賈似道), in Marco Polo (2014) als Meister der Kampfkunst dargestellt
Auch ‚Der letzte Samurai‘ (2003) mit Tom Cruise in der Hauptrolle war für asiatische Zuschauer ein schockierendes Werk im negativen Sinne. Die Samurai werden in diesem Film mit einer verzerrten Sichtweise, dem sogenannten Cool Japan, als romantische Krieger dargestellt. In Wirklichkeit waren Samurai jedoch nichts weiter als Ausbeuter von Leibeigenen und Söldner, die von den Daimyo angestellt wurden.
Insbesondere der ‚Bushido‘ der Samurai ist ein Konzept, das erst nach dem Ende des Zeitalters der Samurai und der Entwicklung von Feuerwaffen entstand. Er hatte weniger mit dem Glauben der Samurai zu tun, als vielmehr mit der Herrschaftsideologie des Tokugawa-Klans, der Japan beherrschte. Das Bild der Samurai in den Augen der Westler entstand im 19. Jahrhundert durch die Verschmelzung mit der westlichen Ritterlichkeit.
Dieser Bushido führte später zum japanischen Militarismus, und das Kaiserreich Japan beging den Nanking-Massaker mit 300.000 Toten und wurde als ‚Nazi Asiens‘ bezeichnet. Die romantische Darstellung der Samurai und des Bushido war für asiatische Zuschauer außerhalb Japans erschreckend.** Besonders die Fixierung von Tom Cruise und dem Produzenten auf den ‚Geist Japans‘ ist aus asiatischer Sicht sehr amüsant.**
Der letzte Samurai (2003) Still
Natürlich wurde noch keine einzige Episode dieser Serie veröffentlicht. Es ist möglich, dass sie, wie ‚Game of Thrones‘, die tatsächliche Lebensweise der mittelalterlichen europäischen Ritter offen darstellt. (Obwohl es sich um Ritter von Westeros handelt, nicht um europäische.) Aber die romantische Beziehung zwischen dem Protagonisten John und der Japanerin Toda Mariko wurde bereits in mehreren Trailern angedeutet.
Toda Mariko ist eine Figur, die auf der realen Person Hosokawa Gracia basiert, die nichts mit William Adams zu tun hat. Diese Art der Adaption ist ein abgedroschenes Klischee, das in vielen Hollywood-Filmen und -Serien wie ‚Der letzte Samurai‘ (2003) und ‚Marco Polo‘ (2014) verwendet wurde.
Das Problem ist, dass diese TV-Serie im Jahr 2024 produziert wird. Asiatische Zuschauer, die sich eine neuere ‚Hollywood-Samurai-Show‘ wünschen, sollten ihre Erwartungen besser runterschrauben.
‚Shogun‘ wird am 27. Februar 2024 bei Hulu und Disney+ veröffentlicht.
Kommentare0