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Die TV-Serie 'House of Cards', die Sie am Wahltag verspottet

Erstellt: 2024-01-22

Erstellt: 2024-01-22 14:10

Wenn Wahlen bevorstehen, findet man in den Medien immer wieder Beiträge, die die Wichtigkeit der Wahlbeteiligung betonen. 'V for Vendetta' kritisiert beispielsweise die Gleichgültigkeit der Bürger und fordert zu aktiver Teilnahme auf. Allerdings verspottet diese Fernsehserie die Wähler. **Der Protagonist spricht die Zuschauer auf der anderen Seite des Bildschirms mit einem verschmitzten Lächeln an und behauptet: „Ich bin ohne eine einzige Stimmzettel zum Präsidenten geworden. Die Demokratie ist überbewertet.“**

Haus der Karten Poster

House of Cards Poster

Der Protagonist der ersten Netflix-Originalserie 'House of Cards', Frank Underwood, besitzt eine besondere Fähigkeit. Er kann die vierte Wand durchbrechen und die Zuschauer direkt ansprechen. In der ersten Episode stellt er sich den Zuschauern als demokratischer Abgeordneter und Mehrheitsführer vor. Außerdem wird er bald Außenminister sein. Denn Frank hat die Zusage für diesen Posten erhalten, nachdem er den Wahlkampf des frisch gekürten Präsidenten Garrett Walker unterstützt hat. Er winkt den Zuschauern sogar selbstbewusst bei der Amtseinführung des Präsidenten zu.**

Doch die Worte von Garrett Walker, der nun im Weißen Haus residiert, ändern sich. Oder besser gesagt, nicht Walker selbst, sondern sein Sekretär teilt Frank mit, dass ein anderer den Posten des Außenministers übernehmen wird. Frank sitzt mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck bis zum Sonnenuntergang am Springbrunnen vor dem Weißen Haus und verarbeitet seinen Ärger. Und er beginnt mit der Planung seiner Rache.

Zunächst gewinnt Frank das Vertrauen von Präsident Walker. Als Mehrheitsführer der Regierungspartei bringt er erfolgreich das von Präsident Walker versprochene Gesetz zur Bildungsreform durch. Im nächsten Schritt besetzt er das Weiße Haus mit seinen Wunschkandidaten. Anschließend beginnt Frank eine intime Beziehung mit der ehrgeizigen jungen Journalistin Zoe Barnes und sorgt dafür, dass sie die gewünschten Artikel veröffentlicht. Durch diverse Intrigen und Machenschaften tritt er auf viele Menschen ein und erreicht schließlich, dass Walker ihn zum Vizepräsidenten ernennt.

Haus der Karten

House of Cards Still

Aber Frank teilt den Zuschauern, die ihn feiern, mit, dass seine Rache noch nicht beendet ist. Er plant, die Schwachstellen des amerikanischen politischen Systems auszunutzen. In den Vereinigten Staaten übernimmt der Vizepräsident das Präsidentenamt, wenn der Präsident zurücktritt.** Er lässt Walkers Schwächen an verschiedenen Stellen durchsickern und sorgt dafür, dass er vom Parlament abgewählt wird. **Kurz vor seiner Absetzung übergibt Walker schließlich das Präsidentenamt an Frank und verlässt das Weiße Haus.**

In der letzten Szene der letzten Folge von Staffel 2 sieht man Frank im Oval Office, wie er die Zuschauer anblickt. Frank im Oval Office verspottet die Wähler in der Realität. Er erklärt, dass er ohne eine einzige Stimme und nur durch List und Tücke zum Präsidenten geworden ist. Und er behauptet, dass die Demokratie überbewertet sei.

Diese Serie, die die Begierden und Machenschaften von Politikern unverblümt darstellt, wurde bei ihrer ersten Veröffentlichung vor zehn Jahren von einigen als unrealistisch kritisiert. Doch heute, zehn Jahre später, ist die Meinung „Die Realität ist schlimmer“ vorherrschend. Insbesondere mit der Entwicklung der sozialen Medien gewinnen extreme Positionen an Einfluss, und die Ära von Donald Trump hat 'House of Cards' zu einem Drama gemacht, das die Politik der 2020er Jahre wie eine Prophezeiung aus den 2010er Jahren erscheinen lässt.

Insbesondere basiert die Vorlage für diese Serie auf dem gleichnamigen Roman des britischen Politikers Michael Dobbs. Er war in den 1980er Jahren ein einflussreicher Politiker in Großbritannien, wurde aber nach über zehn Jahren Loyalität von Margaret Thatcher fallen gelassen. Er sagte, er habe die Idee zu diesem Roman während eines Urlaubs bekommen, den er nach seiner „Entlassung durch Thatchers Handtasche“ antrat. Man kann sagen, dass die in diesem Werk dargestellten Begierden und die Sicht auf die Realpolitik von einem Politiker abstammen. (Auf die Frage, ob sich in diesem Werk ein Rachemotiv gegen Thatcher widerspiegelt, antwortet Dobbs stets mit einem klaren Nein.)

Im Jahr 2024 stehen weltweit wichtige Wahlen an. In Großbritannien und den USA finden Parlaments- bzw. Präsidentschaftswahlen statt, in Asien gab es bereits die Präsidentschaftswahlen in Taiwan. Auch in Korea stehen nach vier Jahren wieder Parlamentswahlen an. Bevor Sie zur Wahlurne gehen, sollten Sie sich Frank Underwoods hinterhältige Häme einmal anhören. Es wird eine gute Gelegenheit sein, darüber nachzudenken, welche Bedeutung der Gang zur Wahlurne in der heutigen Gesellschaft überhaupt hat.**

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